Die Woche #84 – Der Pfefferminzia Podcast für Versicherungshelden
Moin aus Hamburg und herzlich Willkommen zu Folge 84 unseres Podcasts. Heute ist Freitag, der 15. April 2022.
Und diese Themen haben wir heute für Sie:
- Aufzählungs-TextAm Anleihemarkt steigen seit Monaten die Renditen. Entsprechend bergab geht es mit den Kursen. Wir sprechen mit Axel Großpietsch, Teamleiter Anleihe-Research bei Ampega Asset Management, der Investmenttochter der Talanx, darüber, was nun für die Versicherer zu tun ist.
- Aufzählungs-TextIn den News der Woche warnen die Experten des Map-Reports vor „Tendenzen zur Unterkalkulation“ in der Berufsunfähigkeitsversicherung. Die Allianz hat es in der weltweiten Rangliste der wertvollsten Versicherungsmarken weit nach vorn geschafft. Studenten und Auszubildende in Deutschland kennen sich kaum mit Versicherungen aus, interessieren sie sich aber durchaus dafür. Und die Lehre aus der Sturmsaison 21/22 für die Versicherer lautet: „Milde Winter sind teure Sturmwinter.“
- Aufzählungs-TextUnd für unser Schwerpunktthema für den Monat April, „Gewerbe“, sprachen wir mit Marco Scherbaum, Europäischer Wirtschaftssenator, Vorsitzender der Gesundheitskommission (European Economic Senate) und Buchautor, über das Marktpotenzial der betrieblichen Krankenversicherung (bKV).
Im Gespräch Mit Axel Großpietsch Hurra, seit Monaten steigen Zinsen und Renditen an den Anleihemärkten. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe beträgt heute 0,8 Prozent, nachdem sie über zweieinhalb Jahre lang unter Wasser lag. Doch wo Renditen klettern, da fallen im Gegenzug die Kurse. Ein Renditeanstieg um einen Prozentpunkt bei einer zehnjährigen Anleihe lässt deren Kurs um fast 10 Prozent sinken. Wie gehen Versicherer damit um, wo ihr Anlageschwerpunkt doch traditionell auf Anleihen liegt? Darüber sprechen wir mit Axel Großpietsch. Er ist Teamleiter für die Anleihe-Analyse bei der Talanx und damit eindeutig vom Fach.
**Die News der Woche ** Zuerst die gute Nachricht: Die Anbieter von Berufsunfähigkeitsversicherungen geben im aktuellen BU-Stabilitäts-Rating des Analysehauses Franke und Bornberg ein sehr solides Bild ab. So weit, so schön. Zu denken gibt allerdings, was die Studienautoren des jetzt veröffentlichten Map-Reports aus dem Hause Franke und Bornberg über die aktuellen Trends im BU-Markt schreiben.
Demnach betrachten die Experten den nach wie vor tobenden Preiskampf mit überaus besorgter Miene. Denn dieser könne die Stabilität ernsthaft gefährden, wie es im Bericht heißt. So unterbieten manche Häuser die jeweilige durchschnittliche Prämie um bis zu 40 Prozent. Dieser Preis-Tiefflug sei nicht mehr allein durch strenge Risikoauswahl zu rechtfertigen, mahnen die BU-Spezies. Stattdessen zeigten sich hier schon deutliche Tendenzen zur Unterkalkulation. Ein Trend, vor dem die Analysten schon im vergangenen Jahr in ihrem Map-Report warnten.
Nun, betrachten wir mal die drei Musterkunden, die die Analysten ausgewählt haben, um das Problem zu verdeutlichen: Da wären ein Banker, ein Maschinenbau-Ingenieur und ein Tischler. Und obwohl der Rechnungszins in den vergangenen Jahren mehrfach sank, stiegen die Brutto-Prämien im Vergleich zu 2015 lediglich so: Beim Bankkaufmann um 12,9 Prozent auf 121,94 Euro und beim Tischler um 4,1 Prozent auf 238,25 Euro. Für den Ingenieur fielen die BU-Prämien hingegen sogar um 4,6 Prozent auf 98,57 Euro. Entsprechend skeptisch zeigt sich Franke-und-Bornberg-Geschäftsführer Michael Franke: „Bei den günstigen Berufsgruppen wird weiterhin verstärkt selektiert, um immer noch ein bisschen billiger zu sein als der Wettbewerb. Ob diese Rechnung langfristig aufgehen kann, ist fraglich. Sind doch gerade diese Berufe von dem Anstieg psychischer Gesundheitsprobleme betroffen.“
Ein Indikator, der wie ein Frühwarnsystem wirkt, ist für die Analysten die Spanne zwischen Brutto- und Nettobeiträgen. Wobei ersterer den tatsächlichen Preis für den Versicherungsschutz bedeutet. Der Nettobeitrag hingegen weist das aus, was der Kunde zahlt. Gutgeschriebene Überschüsse, die von den Versicherern erwirtschaftet werden, machen es möglich. Dabei gilt: Wenn die Spanne besonders groß ist, kann der Anbieter die tatsächlich gezahlte Prämie besonders stark steigen lassen. Nämlich, indem er den Überschuss für den Kunden kürzt. Ein Umstand, der die Franke-und-Bornberg-Analysten nachdenklich stimmt. Im Durchschnitt beträgt der Brutto-Netto-Spread am Markt rund 30 Prozent, 2016 lag er noch bei 36 Prozent. Das gibt den Gesellschaften noch so einigen Spielraum für steigende Prämien.
Doch die lassen wohl noch auf sich warten, wie es im Map-Report anklingt. Denn da heißt es: „Insofern wäre davon auszugehen, dass sich der Preiswettbewerb in der derzeitigen Form nicht weiterentwickelt und die Gesellschaften verstärkt auf Nachhaltigkeit in der Kalkulation setzen. Davon ist bisher jedoch nichts zu spüren“, so das ernüchternde Fazit der Autoren.
Jingle
In Deutschland ist die Allianz der unangefochtene Platzhirsch. International gesehen, ist das ein wenig anders, doch die Münchner geben auch im globalen Ranking ein respektables Bild ab. So belegt der blaue Versicherungsgigant in der Liste der weltweit wertvollsten Versicherungsmarken den zweiten Platz.
Damit klettert die Allianz im Vergleich zum Vorjahr um einen Rang nach vorn. Das Analysehaus Brand Finance schätzt ihren Markenwert auf umgerechnet 20 Milliarden Euro. Auf Rang 1 dominiert der chinesische Versicherer Ping An mit einem Markenwert von 37 Milliarden Euro und damit einen 17-Milliarden-Euro-Vorsprung das Feld. Überhaupt beherrscht China die Top 10. Mit China Life auf Platz 3, China Pacific Insurance auf Platz 5 und AIA auf Rang 7 sind noch drei weitere Versicherer aus dem Land der Mitte dort vertreten.
Doch das könnte sich bald ändern. Laut Brand Finance sehen sich westliche Marken im Aufwind, während die chinesische Konkurrenz in eine Corona-Krise rutschen könnte. Folglich kommen die Top 10 jener Marken mit den stärksten Wertzuwächsen ohne China aus. Es sei denn, man zählt das Hongkonger Unternehmen Prudential plc zu China, wie es die Brand-Finance-Analysten machen. Stattdessen landen drei US-Amerikaner weit vorn: Fidelity National Financial auf Platz 1 und Hanover Insurance und Cincinnati gleichermaßen auf Platz 3.
Nochmal zurück zur Allianz: Am Mittwoch ergab eine Analyse der „Süddeutschen Zeitung“, dass die Münchner zu jenen Dax-Konzernen gehören, die im Geschäftsjahr 2021 die höchsten Gewinnen erzielen konnten. Satte 13,4 Milliarden Euro standen hier für den Versicherungsriesen zu Buche – genau so viel übrigens wie bei den Münchner Kollegen von BMW. Nur die Autobauer Volkswagen und Mercedes-Benz schnitten mit 19,3 beziehungsweise 16 Milliarden Euro Gewinn noch besser ab als die Allianz. Damit zeigt sich, dass der Marktführer der nationalen Konkurrenz künftig noch deutlich schneller enteilen dürfte als es ohnehin schon der Fall ist.
Jingle
Raus aus der Schule, rein in Uni oder Lehrstelle – nur leider kaum abgesichert. Tatsächlich wissen 29 Prozent der jungen Leute heute nicht, welche Versicherungen für sie wichtig sind. Sie haben allenfalls eine Kranken-Police. Das ergibt eine Umfrage des Insurtech-Unternehmens Clark unter 18- bis 24-Jährigen. Und von denen ist sich nur jeder Zehnte im Klaren darüber, welche Versicherungen ein Student oder Azubi gebrauchen könnte.
Das könnte daran liegen, dass die jungen Leute nicht sonderlich gut aufgeklärt sind. Nur 16 Prozent der Befragten wurden von einer Vertrauensperson wie einem Lehrer oder Elternteil über Versicherungen informiert. Und sogar nur 10 Prozent haben sich schon mal von einem Versicherungsmakler beraten lassen.
Wobei das mitnichten mit Desinteresse zu tun hat. Ein beträchtlicher Anteil von 40 Prozent hätte schon in der Schulzeit gern mehr über die Materie erfahren. 34 Prozent halten die Berufsschule für einen geeigneten Ort. Und bei 20 Prozent könnte das Studium dafür infrage kommen. 37 Prozent können sich entsprechende Aufklärungsseminare an Schulen und Universitäten vorstellen – beispielsweise durch die Agentur für Arbeit.
Jingle
Am vergangenen Donnerstag zog die Kaltfront des Sturmtiefs „Nasim“ von Nord nach Süd über Deutschland und sorgte für Schneefall bis in die Niederungen, landesweit gab es Böen zwischen 80 und 100 km/h, vereinzelt auch darüber.
Der versicherte Schaden für die deutschen Versicherer durch „Nasim“ beläuft sich nach ersten Berechnungen der aktuariellen Beratungsfirma Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) „auf ungefähr 150 Millionen Euro für die drei Tage“, wie das Unternehmen am Sonntag in Köln mitteilte.
„Nasim ist ein später Winterbote. Das Sturmtief ist der Schlusspunkt einer aktiven Sturmsaison 2021/22 mit sieben Ereignissen, die die Versicherer jeweils mehr als 100 Millionen Euro kosteten und zusammen eine Schadensumme von 2,2 Milliarden Euro ergaben“, bilanzierte MSK-Geschäftsführer Onnen Siems.
Dabei seien allein 2 Milliarden Euro in das Bilanzjahr 2022 gefallen. Teuerstes Einzelereignis war demnach Sturm „Zeynep“ mit einer Schadensumme von 900 Millionen Euro. „Wieder einmal zeigt sich: Milde Winter sind teure Sturmwinter“, resümierte Siems.
Das Schwerpunktthema Im April: Gewerbe
Der digitale Firmenkundentag von Pfefferminzia mit Schwerpunkt Gewerbe war ein voller Erfolg: 557 Versicherungsprofis meldeten sich im Vorfeld zu der zweitägigen Veranstaltung an, die ihnen dank unserer Co-Gastgeber andsafe, BGV Versicherung, HDI, INTER, Gothaer, Signal Iduna, SDV Ag und Zurich kostenlos präsentiert werden konnte. Allein am 5. April, dem ersten Tag, verfolgten in der Spitze 423 Zuschauer den Livestream über die Messeplattform auf der Hauptbühne. Zusätzlich riefen Zuschauer die Streams auf Facebook und Linkedin 1.103-mal auf. Die Keynote-Präsentation am zweiten Tag gab Marco Scherbaum zum Besten. Der europäische Wirtschaftssenator, Vorsitzender der Gesundheitskommission (European Economic Senate) und Buchautor sprach über die Rolle der betrieblichen Krankenversicherung, kurz bKV, in der deutschen Wirtschafts-, Gesundheits- und Personalpolitik. Ein Thema, das Scherbaum anschließend in einem Interview mit Pfefferminzia-Chefredakteurin Karen Schmidt weiter vertiefte. Im Gespräch auf der Bühne ging es unter anderem darum, wie Versicherungsmaklerinnen und -makler, die bKV erfolgreich im Vertrieb platzieren können. Aber hören Sie einfach selbst.
Und damit sind wir mit Podcast-Folge Nummer 84 durch. Wir hoffen, Sie hat Ihnen gefallen. Geben Sie uns gerne Feedback unter redaktion@pfefferminzia.de.
Bis dahin gilt: Bleiben Sie optimistisch, genießen Sie das lange Oster-Wochenende und kommen Sie gut in die neue Woche.
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