Die Woche #66 – Der Pfefferminzia Podcast für Versicherungshelden
Im Gespräch Mit Eric Schuh, Element Viel Lärm um nichts? So hart formulierte es der Chefaufseher der Bafin, Frank Grund, auf einer Veranstaltung jüngst zwar nicht. Aber er warnte dort vor einem „Hype“ um Insurtechs. Denn die viel beschworene Revolution des Versicherungsmarktes – mit diesem Ziel treten viele Insurtechs an – lässt bisher noch auf sich warten. Bei dem Insurtech Element will man von Revolution und Verdrängungswettbewerb sowieso nichts wissen. Vielmehr geht es dem Unternehmen um eine gewinnbringende Kooperation von Versicherer, Insurtech und Vermittler, sagt Element-Versicherungsbetriebschef Eric Schuh gegenüber Pfefferminzia. Wo die Vorteile einer solchen Zusammenarbeit liegen, welche Stärken Insurtechs haben und welche Trends er bei Versicherungsprodukten für die kommenden Jahre sieht, verrät er uns im jetzt folgenden Gespräch.
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**Die News der Woche ** Die mögliche Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP will einen Teil der gesetzlichen Rente künftig am Kapitalmarkt finanzieren. In einem ersten Schritt sollen der Deutschen Rentenversicherung dafür im Jahr 2022 aus Haushaltsmitteln 10 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden. Bei den Bundesbürgern kommt dieser Plan allerdings gar nicht gut an. Ein erheblicher Teil bezweifelt dessen Wirksamkeit. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge.
Der Umfrage zufolge glauben 49 Prozent der Deutschen, dass die bislang vorgesehenen 10 Milliarden Euro für die Aktienrente nicht ausreichen und deshalb künftig zusätzliche Mittel nötig sein werden. Vor allem unter den Älteren ab 50 Jahren sind diese Zweifel mehrheitlich präsent. Nur 12 Prozent der Umfrageteilnehmer sehen das anders. Knapp 40 Prozent sind sich unsicher in der Beurteilung der geplanten Kapitaldeckung oder machen dazu keine Angabe.
43 Prozent der Befragten gehen sogar davon aus, dass aufgrund der angespannten Haushaltslage und der hohen Staatsverschuldung eine Kapitaldeckung der Gesetzlichen Rentenversicherung scheitern wird, weil nicht ausreichend zusätzliche staatliche Mittel bereitgestellt werden könnten. Eine Aufstockung der Kapitaldeckung aus zusätzlichen Beitragsmitteln findet nur eine Minderheit richtig. So sollte lediglich nach Ansicht von 24 Prozent der Befragten eine Erhöhung des Rentenbeitrags in Betracht gezogen werden, damit für die Kapitaldeckung ausreichend Geld vorhanden ist. Rund ein Drittel ist gegen eine solche Lösung und ein weiteres Drittel legt sich bei dieser Frage nicht fest.
Ziemlich gespalten ist auch die Meinung darüber, wer von der Kapitaldeckung profitieren sollte, heißt es von dem Institut. So fänden es 33 Prozent nicht in Ordnung, dass der Aufbau der Kapitaldeckung nur künftigen Generationen nutze. Die Steuer- und Beitragszahler, die heute die Mittel für die Kapitaldeckung aufbrächten, würden dadurch noch keinen Vorteil erlangen. Ein knappes Viertel der Befragten könne sich allerdings mit dieser Lastenverteilung zwischen den Generationen abfinden, heißt es.
Jingle Das kann man wohl nur als echten Coup bezeichnen: Dem Versicherungsmakler Clark ist es gelungen, den Versicherungsriesen Allianz so sehr vom eigenen Geschäftsmodell zu überzeugen, dass die Münchner nun als Gesellschafter beim Frankfurter Insurtech einsteigen, wie Clark am Dienstag vermeldete. Und so lief der „Mega-Deal“, wie es in der Fachpresse fast schon bewundernd hieß, ab: Clark übernimmt von Allianz X – so heißt die digitale Investmenteinheit des Versicherungskonzerns – die Finanzen Group. Die Finanzen Group ist vor allem als Betreiber des Portals Finanzen.de bekannt. Im Gegenzug wird Allianz X größter Minderheitsgesellschafter bei Clark.
Der genaue Kaufpreis, der von den bestehenden Clark-Investoren zusätzlich zum Anteilstausch in bar gezahlt wurde, bleibt zwar ein Geheimnis. Klar ist aber: Im Zuge des Deals wird Clark künftig mit mehr als einer Milliarde US-Dollar bewertet, hat nun also „Einhorn-Status“, wie Allianz X mitteilte. Außerdem zähle das kombinierte Unternehmen nun zu den weltweit größten Insurtechs.
Die Strategie hinter dem Deal erläutert Clark-Chef Christopher Oster gegenüber dem Handelsblatt so: „Viele Menschen wollen sich im Internet über Versicherungsprodukte informieren, ohne Clark sofort ein Maklermandat zu geben.“ Solche Kunden erreiche das Insurtech bisher aber nur sehr schwer. Wenn diese Kunden künftig nach der Recherche, etwa auf Finanzen.de, eine konkrete Beratung wünschten, könnten „wir sie künftig noch gezielter auf unsere Plattform weiterleiten“, schildert Oster.
Nun, unter klassischen Maklern dürfte sich die Begeisterung über die neue Partnerschaft dann auch sehr in Grenzen halten. Immer wieder wird in der Branche der Vorwurf laut, dass Clark sehr forsch um potenzielle Neukunden werbe und Verbraucher indirekt zur Umdeckung ihrer Verträge aufrufe. Dabei sei den zumeist jungen Kunden aber oft gar nicht klar, dass sie mit dem Hochladen ihrer bestehenden Verträge in die Clark-App ihre bisherige Maklerverbindung verlören. Zugleich schlägt den Frankfurtern aber auch Anerkennung entgegen: „Clark fährt eine neue Werbestrategie, die viele verschlafen haben“, räumten zum Beispiel kürzlich die bekannten Makler Tobias und Stefan Bierl ein.
Jingle Der Großteil der Autofahrenden in Deutschland hat schon mal die eigene Kfz-Versicherung gewechselt. In einer Umfrage des digitalen Versicherers Getsafe zusammen mit dem Marktforscher Yougov unter gut 2.000 Männern und Frauen gaben das 65 Prozent an. Als ausschlaggebenden Grund für den Wechsel nannten 67 Prozent die Kosten ihrer Police – die Leistung und das tatsächliche Serviceangebot sind für Wechsler laut der Umfrage zweitrangig.
Die geringeren Kosten waren für Menschen aller Altersklassen, Bildungsgrade, Geschlechter und Netto-Einkommen das ausschlaggebende Argument für einen Wechsel. 15 Prozent gingen diesen Schritt, weil sie sich ein anderes Auto zugelegt hatten. Den dritten Platz der Wechselgründe belegt mit 9 Prozent das „bessere Serviceangebot“ des neuen Tarifs. 5 Prozent der Befragten legten die Priorität auf „umfangreichere Leistungen“.
Und was ist mit den Nicht-Wechslern? Über 80 Prozent gaben an, mit ihrem Anbieter zufrieden zu sein. Zur zufriedensten demografischen Gruppe unter den Befragten gehören mit 89 Prozent die über 55-Jährigen. Insgesamt empfindet jeweils jeder Zwanzigste einen Wechsel als zu kompliziert oder zu zeitaufwändig. Damit spielt die Trägheit der Autofahrenden beim Wechselverhalten kaum eine Rolle.
Jingle Wie lange kann sich die Branche noch gegen die schier nicht enden wollende Niedrigzinsphase behaupten? Eine neue Studie unterstreicht nun jedenfalls, dass der Handlungsspielraum der Gesellschaften zunehmend geringer zu werden scheint: Bei 33 von 80 Lebensversicherern reichten die im Jahr 2020 erwirtschafteten Erträge aus der Kapitalanlage nicht aus, um die Garantieverpflichtungen zu erfüllen und die gesetzlich vorgeschriebene Reserve zu bedienen. Das zeigt eine Analyse des Zweitmarkthändlers Policen Direkt. Zum Vergleich: 2019 hatten erst 29 Versicherer Probleme, ihre Garantien zu erfüllen.
Als Gründe führen die Analysten die gestiegene Garantielast von nunmehr 3 Prozent im Schnitt sowie die für die Verträge der Rechnungszinsgeneration notwendigen Zinszusatzreserve in Höhe von 1,75 Prozent auf. Die Gewinne aus der Verwaltung hingegen seien um fast 5 Prozent gestiegen, konnten den Rückgang bei den Risikogewinnen jedoch nicht kompensieren. Und auch die Zinsgewinne erreichten laut den Analysten nicht ganz den Vorjahreswert.
Henning Kühl, Chefaktuar von Policen Direkt, kommentiert die Ergebnisse so: „Beim Blick auf die einzelnen Unternehmen zeigt sich, dass es bei der Hälfte nur darum geht, die garantierten Anforderungen zu erfüllen“. Nach seiner Einschätzung erweise sich allerdings für die Branche die Situation unverändert zum Vorjahr. „Trotz der Corona-Bremse bleibt die Finanzstärke der Lebensversicherer 2020 nahezu konstant“, so Kühl.
Der Versicherungsmathematiker erwartet, dass in der Branche über 2020 hinaus stabilisierende Maßnahmen auf der Tagesordnung stehen würden – und er geht von einer weiter sinkenden Zahl an Lebensversicherern aus. Zudem rechnet Kühl damit, dass die angebotenen Höhen der Beitragsgarantien weiter sinken und die Fondspolicen Marktanteile gewinnen werden.
Der Grund: „Wenn Lebensversicherer das Risiko damit auf ihre Kunden übertragen, wirkt das positiv auf die Krisenfestigkeit der Unternehmen; angesichts dauerhaft niedriger Zinsen womöglich auch aus Kundensicht mit Blick auf eine künftig weiter auskömmliche und finanzierbare Altersvorsorge“, so der Versicherungsmathematiker.
Das Schwerpunktthema Im November: Makler im Wandel Was viele nicht wissen: Tobias Warweg war mal Nationalspieler. Mitte der Neunzigerjahre spielte der Kölner in der Hockey-Auswahl Deutschlands – die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta verpasste er allerdings, weil er sich dann doch lieber auf sein Jura-Studium konzentrieren wollte. Dass es ihm an sportlichem Ehrgeiz auch heute nicht fehlt, stellte der frühere HDI-Vorstand eindrucksvoll unter Beweis als er im April 2020 – ausgerechnet zu Beginn der Corona-Krise – die Warweg Mittelstandsmakler GmbH gründete. Heute sorgt das Unternehmen unter dem Namen GGW Holding für ordentlich Furore im Gwerbemaklermarkt – und kann sich vor Interssenten, die sich der Plattform anschließen wollen, kaum retten. Warum das so ist erklärt uns Warweg nun im Gespräch.
Das war Folge 66 unseres Podcasts. Wie hat Sie Ihnen gefallen? Schreiben Sie es uns doch unter redaktion@pfefferminzia.de.
Ansonsten hören wir uns am kommenden Freitag wieder. Bis dahin gilt wie immer: Bleiben Sie gesund, genießen Sie das Wochenende und kommen Sie gut in die neue Woche.
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