Die Woche #125 – Der Pfefferminzia Podcast für Versicherungshelden
Moin aus Hamburg und herzlich Willkommen zu Folge 125 unseres Podcasts. Heute ist Freitag, der 03. März 2023.
Und diese Themen haben wir heute für Sie: • Wir sprachen mit Reiner Will, Geschäftsführer der Assekuranz Rating-Agentur Assekurata, darüber, ob Kunden mit Lebens- und Rentenversicherungen bereits Kapital schlagen können aus der Zinswende. • In den News der Woche positioniert sich Bafin-Aufseher Frank Grund gegen ein Provisionsverbot, der emotionale Zustand der Deutschen gibt Anlass zur Sorge, aktuelle Zahlen des Bundesarbeitsministeriums zeigen, dass viele Rentner Altersbezüge unterhalb des Grundsicherungsniveaus erhalten und das Landgericht Köln hat ein aufsehenerregendes Urteil in Sachen Rentenfaktor gefällt. • Und für unser Schwerpunktthema für den Monat März, „Arbeitskraftabsicherung“, unterhalten wir uns mit Psychotherapeutin Anna Kuhns über die Gründe, warum sich Menschen aus psychischen Gründen nicht mehr in der Lage sehen zu arbeiten.
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Im Gespräch Mit Assekurata-Chef Reiner Will Endlich wieder Zinsen! Die 180-Grad-Kehrtwende der Europäischen Zentralbank (EZB) in der Zinspolitik hat auch die Rahmenbedingungen für die Lebensversicherer komplett verändert. Was das alles genau zu bedeuten hat, sprich: wie sich die Zinswende auf die Überschussbeteiligungen der Lebens- beziehungsweise Rentenversicherungen auswirkt, hat die Rating-Agentur Assekurata zum nunmehr 21. Mal untersucht. Über die Ergebnisse sprechen wir nun mit Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will. Darin geht es auch um die Frage, ob sich die Lebensversicherer nun in einem Zins-Wettbieten mit den Banken befinden.
Die News der Woche Ein Provisionsverbot sei auch keine Lösung. Das sagte nicht irgendwer, sondern immerhin der oberste Versicherungsaufseher bei der Finanzaufsicht Bafin, Frank Grund. Die Versicherungsbranche dürfte Grunds Aussage mit Genugtuung vernommen haben. Ein – Vorsicht Kalauer – Grund zum Aufatmen ist das aber noch lange nicht. Ob es auf EU-Ebene zu einem Verbot von Provisionen kommen werde, wisse er nicht, sagte der Bafin-Mann der „Süddeutschen Zeitung“.
„Es gibt Länder, die dagegen sind, dazu gehört auch Deutschland. Aber der europäische Druck ist schon ziemlich groß. Ich kenne einige Länder, die das gut finden“, gab Grund zu bedenken. Honorarberatung sei jedoch nicht zwangsläufig besser, befand der einstmalige Chef der Basler Versicherungen in Deutschland. Denn: „Wenn der Vertrag nicht zustande kommt oder nach zwei Jahren gekündigt wird, ist das volle Honorar trotzdem fällig“, so Grund.
Statt auf ein Provisionsverbot setze die Bafin darauf, dass Kunden nicht mit, Zitat, „übermäßigen Provisionen belastet werden“. Dafür soll ein sogenannter Provisionsrichtwert sorgen. Man wolle dadurch „Exzesse verhindern in einem System, das auf Beratung beruht“, führte Grund aus. „Wir wollen uns Anbieter genauer ansehen, die bei den sogenannten Effektivkosten beziehungsweise bei den Aufwendungen für Versicherungsvermittler im oberen Viertel liegen“, erklärte der Bafin-Aufseher den Mechanismus des Provisionsrichtwerts.
Bis Mitte Januar konnte sich die Branche zu einem Merkblatt äußern, in dem die Bafin ihr geplantes Vorgehen gegen Exzesse definiert hatte. „Aktuell werten wir die Stellungnahmen aus. Anschließend veröffentlichen wir“, so Grund. Was dabei herauskommt, erfahren Sie selbstverständlich hier bei uns im Podcast.
Jingle Bei der Axa macht man sich Sorgen um den emotionalen Zustand der Deutschen. Auslöser dafür ist der „Mental Health Report“, den der Versicherer zum dritten Mal erstellt hat. Grundlage ist eine repräsentative Umfrage, die die Meinungsforscher von Ipsos in 16 Ländern durchführten, eines davon ist Deutschland.
Die Ergebnisse haben es in sich: Zum Beispiel sagen vier von zehn jungen Frauen zwischen 18 und 34 Jahren, dass sie unter Depressionen, Angststörungen, Essstörungen, Zwangsneurosen oder anderen psychischen Erkrankungen leiden. Insgesamt gibt jeder dritte Befragte an, mental erkrankt zu sein. Damit liegt Deutschland zusammen mit Großbritannien von den untersuchten europäischen Ländern ganz vorn. In Frankreich liegt die Quote bei lediglich rund 20 Prozent.
Doch was drückt so stark auf die Psyche der Deutschen? Hier offenbart der Bericht einige Schnittmengen: 89 Prozent nennen steigende Preise, 81 Prozent den Krieg und 76 Prozent verweisen auf den Zustand der Wirtschaft. Die nächsten zwei Einflüsse lassen sich hingegen direkt den Sozialen Medien zuordnen: Denn jeweils 75 Prozent der jungen Leute unter 25 Jahren haben Probleme mit ihrem eigenen Körperbild beziehungsweise mit gesellschaftlichen Erwartungen. 63 Prozent sagen sogar direkt, dass die Sozialen Medien und das dauerhafte Online-Sein ihre emotionale Verfassung verschlechtern.
Dafür kommen vor allem die 65- bis 74-Jährigen mental eher stabil daher. Nur 17 Prozent geben an, erkrankt zu sein. 68 Prozent fühlen sich nach eigener Aussage mit sich selbst wohl. Weit über die Hälfte sagt, dass sie kontrolliert, wie sich die Dinge auf ihr psychisches Wohlbefinden auswirken. An der viel zitierten Abgeklärtheit im Alter scheint also einiges dran zu sein.
Jingle 37 Prozent aller Rentnerinnen und Rentner hierzulande bekommen nur wenig Rente. Und zwar so wenig, dass sie noch unter dem Grundsicherungsniveau von 853 Euro liegen. Die Betonung liegt dabei auf Rentnerinnen, denn gerade Frauen erhalten oft nur Mini-Renten.
Das zeigen aktuelle Zahlen des Bundesarbeitsministeriums nach einer Anfrage der Afd-Fraktion im Bundestag. Die „Welt“ berichtet über die Zahlen, die ihr exklusiv vorliegen. Von den 10,3 Millionen Bezieherinnen von Altersrente bekommen danach 5,2 Millionen weniger als 853 Euro. Bei den Männern trifft das rund 1,6 Millionen der insgesamt 8,2 Millionen Rentner.
Sind all diese Menschen also arm? Nicht unbedingt, ordnet das Bundesarbeitsministerium die Zahlen ein. Aus einer niedrigen Altersrente könne nicht grundsätzlich auf ein niedriges Alterseinkommen geschlossen werden, heißt es vom Ministerium. Andere Einkünfte – auch die des Partners, so vorhanden – spielen hier auch oft eine Rolle.
Auch Stephan Stracke, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion, argumentiert in diese Richtung. Aussagen über Altersarmut könne man nur anhand der Zahl der Empfänger von Grundsicherung im Alter machen. „Deren Anteil liegt derzeit bei rund 3,2 Prozent – in der Gesamtbevölkerung ist dagegen ein deutlich höherer Anteil bedürftig“, so Stracke gegenüber der „Welt“.
Jingle Der Versicherer Zurich Deutscher Herold hat vor Gericht gegen einen Riester-Kunden verloren. Die Zurich hatte den Rentenanspruch aus dem Vertrag gekürzt, doch die Richter des Landgerichts Köln erklärten das für unwirksam, ebenso wie die entsprechende Klausel im Vertrag (Aktenzeichen: 26 O 12/22). Geholfen hatte dem Riester-Kunden die Bürgerbewegung Finanzwende.
Aber von vorn, was war passiert? Der Kläger zahlte seit 2006 in einen fondsgebundenen Riester-Vertrag nach dem Tarif „Förder Renteinvest“ der Zurich ein. 2017 teilte diese ihm mit, dass sie den Rentenfaktor senken werde. Sie begründete das mit dem Niedrigzinsniveau. Je 10.000 Euro Vertragsguthaben sollte der Sparer statt der vereinbarten rund 37 Euro Monatsrente nur noch 28 Euro bekommen.
Der Riester-Kunde klagte gegen die Kürzung – und bekam vor dem Landgericht Köln nun eben Recht. Die Richter begründeten das wie folgt:
- Obwohl das Wort Garantie nicht im Versicherungsschein auftaucht, durfte der Riester-Kunde vom dort genannten Rentenfaktor ausgehen.
- Die Klausel, nach der der Versicherer die „Monatsrente je 10.000 EUR Vertragsguthaben“ senken darf, sei unwirksam. Unter anderem benachteilige sie den Kunden unangemessen, weil sie keine Gegenleistung des Versicherers enthalte. Außerdem stehe nicht drin, wann der Versicherer den Rentenfaktor heraufsetzen könne.
- Dass die Kapitalerträge niedriger sind als ursprünglich angenommen (Stichwort: Niedrigzins), sei kein Grund, den Rentenfaktor zu kürzen.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Zurich kann dagegen in Berufung gehen. Derzeit prüft sie das noch. So teilte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage mit, Zitat: „Das ist das erste Urteil zu einer sehr komplexen juristischen Frage, die Versicherungsbranche betreffend. Das Urteil hat uns überrascht, wir analysieren derzeit die schriftliche Urteilsbegründung und werden dann über die weitere Vorgehensweise entscheiden.“
Sollte das Urteil rechtskräftig werden, könnte es aber eine ziemliche Welle erzeugen. So schreibt Finanzwende, dass allein der Marktführer Allianz Leben bei rund 700.000 Verträgen die Rentenfaktoren gesenkt haben soll.
Das Schwerpunktthema Im März: Arbeitskraftabsicherung Dr. Anna Kuhns arbeitet als Psychotherapeutin im Herzen Münchens. In dieser Funktion hat sich auch damit zu tun, wenn Menschen aus psychischen Gründen nicht mehr arbeiten können. Wenn sie also berufsunfähig werden. Was kann man dagegen tun? Wie kann man vorbeugen? Und auf welche Warnsignale sollte man achten? Das erklärt sie uns jetzt im Gespräch mit unserem Kollegen Andreas Harms.
Und das war es mit dieser Podcast-Folge. Verpassen Sie keine weitere und abonnieren Sie „Die Woche“ überall dort, wo es Podcasts gibt. Und hinterlassen Sie dort auch gerne eine Bewertung.
Dann hören wir uns auch garantiert am kommenden Freitag wieder. Bis dahin gilt: Bleiben Sie optimistisch, genießen Sie das Wochenende und kommen Sie gut in die neue Woche.
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