Die Woche – der Pfefferminzia Podcast für Versicherungshelden

Die Woche – der Pfefferminzia Podcast für Versicherungshelden

Die Woche #111 – Der Pfefferminzia Podcast für Versicherungshelden

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Moin aus Hamburg und herzlich Willkommen zu Folge 111 unseres Podcasts. Heute ist Freitag, der 04. November 2022.

Und diese Themen haben wir heute für Sie: • Wir sprachen mit Morgen-&-Morgen-Analyst Andreas Ludwig darüber, warum das Rating-Haus eine neue Leistungsfrage in seine Analysen zur BU-Versicherung aufgenommen hat – und welche erhofften Folgen das bringen soll. • In den News der Woche kündigt die Finanzaufsicht Bafin an, genauer auf die Kosten der Lebensversicherer zu schauen, der Maklerpool Jung, DMS & Cie hat anhand einer Studie fünf Erkenntnisse über den Markt für BU-Versicherungen gewonnen, Bafin-Aufseher Frank Grund ruft die Versicherer dazu auf, ihr Geschäft „sturmfest“ zu machen. Und Marder beißen zwar seltener in Autos, hinterlassen dafür aber teurere Schäden. • Und für unser Schwerpunktthema für den Monat November, „Mobilität“, bringt uns Alexander Held vom Direktversicherer Verti auf den neuesten Stand in Sachen KFZ-Versicherungsmarkt – und wie sich wohl die Prämien entwickeln werden.

Im Gespräch Mit Andreas Ludwig, Morgen & Morgen Viele Menschen stellen einen Antrag auf eine BU-Rente – und melden sich im weiteren Verlauf der Leistungsbeantragung dann nicht mehr. Das liegt nach Meinung von Experten daran, dass sie mit dem Prozedere schlicht überfordert sind. Eine unabhängige Leistungsberatung durch entsprechende Dienstleister könnte hier helfen. Und die ersten Versicherer bieten an, eine solche Beratung zu bezahlen. Das Angebot ist aber noch ausbaufähig findet Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei Morgen & Morgen. Grund genug für das Rating-Haus, eine entsprechende Leistungsfrage in seine Analysesystematik mit aufzunehmen. Wann es hier zur Top-Bewertung kommt und welche Folgen sich Morgen & Morgen mittelfristig davon erhofft, hören Sie jetzt.

Die News der Woche Ausgerechnet zu Halloween lehrt die Finanzaufsicht dem ein oder anderen Lebensversicherer das Fürchten – oder ist es vielmehr so, dass der Spuk der Bafin bloß aus lautem Geklapper besteht? Aber der Reihe nach: Am Abend des 31. Oktober hat die Finanzaufsicht einen Merkblatt-Entwurf veröffentlicht, in dem sie androht, all jene Lebensversicherer näher zu überprüfen, die „durch hohe Aufwendungen für Versicherungsvermittler und insbesondere Zahlung hoher Abschlussprovisionen auffallen“, wie es in dem 20-seitigen Dokument heißt. Konkret betrifft das alle Anbieter von „kapitalbildenden Lebensversicherer“, deren Hauptverkaufsprodukte Effektivkosten im oberen Viertel der Branchenwerte aufweisen. Unternehmen, die gewissermaßen zu den „Top-25-Prozent“ teuersten gehören, dürften also künftig häufiger Besuch von der Bafin erhalten.

Zudem verlangt die Behörde, dass die Produkte zur Altersvorsorge einen „angemessenen Kundennutzen“ aufweisen müssen. Dieser sei erst dann erfüllt, wenn die Produkte eine Rendite oberhalb der langfristigen Inflationserwartung erzielten. Die Bafin nennt dies einen „realen Anlageerfolg“. Sprich: Bei einer langfristigen Inflationserwartung von 2 Prozent, wie sie von der Bafin im Papier genannt wird, müssen die Lebensversicherer eine Rendite von 2 Prozent plus x nach Kosten erwirtschaften – und die muss obendrein auch bei einer „weniger günstigen Marktentwicklung“ erreicht werden. Da die Unternehmen die Kosten im Rahmen ihrer Produktherstellung – anders als die Inflation – selbst beeinflussen können, käme den Kosten „aufsichtsrechtlich eine besondere Bedeutung zu“, betont die Bafin im Papier. Im Klartext: Wenn die Inflation die realen Ersparnisse der Kunden massiv anknabbert, müssen die Lebensversicherer ihren Kunden eben auf der Kostenseite entgegengekommen, so die Botschaft der Aufseher. Der Branche sowie alle anderen Interessierten wird nun Zeit bis zum 15. Januar 2023 eingeräumt, um zum Papier Stellung zu beziehen – und erste Reaktionen liegen auch schon vor.

Beim Vermittlerverband Votum kommentiert man die Bafin-Pläne mit einem lachenden und einen weinenden Auge: Immerhin herrsche für Versicherer und Vermittler nun Klarheit, dass die Bafin – entgegen ihrer ursprünglichen Ankündigung – keine Obergrenzen bei der Vermittlervergütung vorgebe, so die Reaktion des Verbandes. Die von den Aufsehern selbst initiierte Debatte um einen Provisionsrichtwert sei damit vom Tisch, freut sich Votum-Vorstand Martin Klein. In ihrem Merkblatt habe die Bafin betont, dass sie bei der Preis-Leistungs-Beurteilung von Produkten zukünftig noch stärker die Effektivkosten in den Mittelpunkt ihres risikobasierten Aufsichtsansatzes rücke. „Dass sie dabei den Abschlusskosten weiterhin hohe Aufmerksamkeit schenken wird, war zu erwarten“, so Klein. Allerdings laufe die Aufsicht Gefahr, sich zu einseitig auf die Kostenseite von Produkten zu fokussieren. „Selbst Studien der europäischen Aufsichtsbehörde Eiopa zeigen, dass komplexe Produkte mit höheren Kosten für den Kunden höhere Rendite erbringen können“, gibt man beim Votum-Verband zu bedenken.

Michael Heinz, Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), kommentiert das Papier der Aufseher so: „Wir begrüßen, dass die Bafin in ihrem Merkblatt keinen fixen Provisionsrichtwert vorgibt. Wir gehen davon aus, dass unsere Mitglieder die neue aufsichtsrechtliche Maßnahme nicht betrifft.“ Grusel-Stimmung scheint auf Seiten der Vermittlerverbände also nicht so wirklich aufzukommen. Wie viel Schreck-Potenzial im Bafin-Merkblatt tatsächlich steckt, werden wir weiterhin aufmerksam beobachten.

Jingle

Der Maklerpool Jung, DMS & Cie. startet das Analyseformat „Trendbarometer“. Darin wertet es Daten der Unternehmenstochter Morgen & Morgen aus. Die wiederum bietet Analyse- und Vergleichs-Software für Versicherungsmakler und Versicherer an und hat somit ein gutes Auge für den Markt. In das erste Trendbarometer flossen mehr als 50.000 Tarifdaten und rund eine halbe Million anonyme Vertriebszahlen zum Thema Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung). Dabei entstanden 5 Erkenntnisse.

  1. Versicherte BU-Rente steigt Zwar zog die Zahl der Neuverträge im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um nur 0,5 Prozent an. Dafür stieg die versicherte Rente um 4,6 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro. Das ist schon mal gar nicht so schlecht. Allerdings haben laut Umfragen noch immer 80 Prozent keinen solchen Vertrag.

  2. 45-Jährige sind am höchsten versichert Was die Höhe der versicherten monatlichen BU-Rente angeht, sind die 45-Jährigen die Spitzenreiter. Über 2.000 Euro sichern sie im Schnitt ab. Dass die Werte mit höherem Alter wieder sinken, erklärt man sich bei JDC damit, dass es dann auch andere Absicherungen gibt und dass es schlicht zu teuer wird.

  3. 56-Jährige zahlen die höchsten Prämien Je älter man wird, desto teurer wird die BU-Versicherung. So weit, so logisch. Die höchste Prämie wird fällig, wenn man den Vertrag mit 56 Jahren abschließt. Das ermittelten die Studienautoren anhand eines Beispiels für einen Bürokaufmann, der bis zum 67. Lebensjahr eine BU-Rente von 1.000 Euro versichern will. Mit 56 Jahren werden dann im Durchschnitt 150 Euro im Monat fällig. Mit 30 Jahren sind es 82 Euro und mit 18 Jahren 64 Euro.

  4. Vergleichen hilft Am selben Beispiel des Bürokaufmanns erkannten die Studienautoren auch, wie stark die einzelnen Angebote voneinander abweichen. Die größte Spanne ermittelten sie bei Vertragsabschluss mit 57 Jahren mit 209 Euro pro Monat zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Beitrag. Bei 18-Jährigen liegt die Differenz nur bei 68 Euro.

  5. Rentenlücke voraus Hier arbeiteten die Studienautoren mit einigen Durchschnitten und Annahmen: Laut Branchenverband GDV sollten Arbeitende 70 bis 80 Prozent ihres Nettoeinkommens mit einer BU-Versicherung absichern. Ende 2021 betrug das monatliche Nettoeinkommen in Deutschland im Schnitt 2.045 Euro Das ergibt eine zu versichernde BU-Rente von 1.431 bis 1.636 Euro Diese Höhe erreichen aber rund ein Drittel der Männer und noch mehr Frauen mit BU-Versicherung nicht. Daraus folgert JDC, dass mehr als einem Drittel der Versicherten trotz vorhandenem Vertrag eine Rentenlücke droht.

Jingle Was die Finanzaufsicht Bafin möchte – oder auch nicht möchte – beschäftigt uns auch in dieser News. Exekutivdirektor Frank Grund hat die deutschen Versicherer am Mittwoch in Bonn auf ein „schwieriges Jahr 2023“ eingeschworen und die Branche dazu aufgerufen, ihr Geschäft „sturmfest“ zu machen. „Wir brauchen in den Unternehmen ausreichende Puffer bei Kapital und Liquidität“, sagte Grund in seiner Eröffnungsrede auf der Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht 2022. Rund 500 Teilnehmer kamen im World Conference Center, dem ehemaligen Plenarsaal des Deutschen Bundestages, zusammen.

„Der Versicherungsbranche geht es derzeit noch gut“, konstatierte Grund zunächst. Das Umfeld sei allerdings „wahrlich nicht ermutigend“, wie der Bafin-Exekutivdirektor mit Blick auf mannigfaltige Herausforderungen, wie Inflation, Zinswende, Geopolitik und Pandemie zu bedenken gab. So stehe für die Aufsicht fest, dass 2023 ein schwieriges Jahr für die Branche werde, wenngleich 2022 „noch ganz ordentlich ausfallen dürfte“, wie Grund weiter erklärte. „Die Unternehmen müssen daher bereits jetzt umsichtig agieren“, mahnte der Bafin-Repräsentant in seiner Rede.

Am Beispiel der Schaden- und Unfallversicherer erläuterte Grund, dass die Gesellschaften aufgrund der steigenden Inflation ihre bestehenden Rückstellungen „gegebenenfalls bereits in diesem Jahr“ erhöhen müssten. „Aus Sicht der BaFin ist es nicht akzeptabel, lediglich darauf zu wetten, dass sich die hohen Inflationsraten normalisieren und in der Zwischenzeit bestehende Puffer in den Reserven restlos aufzubrauchen“, wiederholte Grund seinen Standpunkt, den er bereits kürzlich im „Bafin-Journal“ äußerte. Zudem müssten die Versicherer die Schadenentwicklung auch im Hinblick auf künftige Schadenerwartungen bei ihrer Tarifierung berücksichtigen, wie aus der Rede weiter hervorging. Die gestiegene Inflation werde daher im Jahr 2023 „zwingend höhere Beiträge in der Schaden- und Unfallversicherung nach sich ziehen“, so die Prognose Grunds.

Und was sagt die Versicherungswirtschaft zur Sturmwarnung von Leuchtturmwärter Grund? Anja Käfer-Rohrbach vom Versicherungsverband GDV kommentierte die Rede so: „Die deutschen Versicherer setzen sich intensiv mit dem Thema Inflation und deren Auswirkungen auf das Geschäftsmodell auseinander. In der Schaden- und Unfallversicherung werden bestehende Rückstellungen regelmäßig überprüft. Sowohl in der Wohngebäudeversicherung als auch in Gewerbe- und Industriepolicen gibt es Anpassungsfaktoren, durch die Versicherungssummen inflationsbedingt angepasst werden – auch zum Schutz der Versicherten, um einer Unterversicherung vorzubeugen. So wurde etwa der entsprechende Anpassungsfaktor in der Wohngebäudeversicherung für 2023 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 15 Prozent erhöht.“

Jingle Sie sind ja soooo süüüüüüß – manchmal aber auch ein bisschen zu verbissen. Marder haben im vergangenen Jahr Schäden an kaskoversicherten Autos in Höhe von 92 Millionen Euro zusammengeknabbert. Rekord! Das meldet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, der GDV.

Allerdings haben steigende Preise einen großen Teil dazu beigetragen. Denn die Zahl der versicherten Beißschäden sank von rund 217.000 im Vorjahr auf nunmehr 208.000. Doch jeder Schaden schlug im Durchschnitt mit 7 Prozent mehr zu Buche als im Vorjahr, nämlich mit 450 Euro.

Wobei auch die Zahl der Marderangriffe wieder steigen dürfte, vermutet man beim GDV. Der Rückgang der vergangenen zwei Jahre habe mit der Corona-Pandemie zu tun gehabt. Die Raubtiere reagieren aggressiv auf die Duftspuren ihrer Artgenossen und beißen deshalb vor allem Kabel von Autos durch, die häufig an wechselnden Orten beziehungsweise in Revieren unterschiedlicher Marder parken. Das dürfte nun wieder häufiger der Fall sein, weil die Menschen wieder mehr mit dem Auto fahren.

Das Schwerpunktthema Im November: Mobilität Es ist wieder November, Autofahrer können ihre KFZ-Versicherung wechseln. Und deren Anbieter berechnen Prämien neu und eröffnen die Jagd auf Kunden. Alexander Held leitet die Abteilung für Underwriting und Produkte bei dem Direktversicherer Verti, der sich unter anderem auf KFZ-Versicherungen spezialisiert hat. Er spricht jetzt mit uns über die Lage am Markt und die wohl kommenden Prämien.

Das war es mit dieser Podcast-Folge. Verpassen Sie keine weitere und abonnieren Sie „Die Woche“ überall dort, wo es Podcasts gibt.

Dann hören wir uns auch garantiert am kommenden Freitag wieder. Bis dahin gilt: Bleiben Sie optimistisch, genießen Sie das Wochenende und kommen Sie gut in die neue Woche.


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Über diesen Podcast

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von und mit Karen Schmidt, Andreas Harms

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